Königsadler

 

Der Königsvogel und sein Vater: Zimmermeister Kai Wenner schreinerte den Adler, auf den die Bürgerschützengilde Ahsen am 28. Mai anlegt. Fotos: WAZ, Dirk Bauer
Kai II. steht bereit für seinen großen Tag. Kai Wenner kreierte den hölzernen Vogel für das große Fest der Bürgerschützengilde Ahsen. Dann lässt Kai Federn

"Ich arbeite nach bestem Können, aber mein Vorgehen bleibt geheim"

Datteln. Etwas verloren wirkt er schon in der weitläufigen Gewerbehalle Wenner, der Vogel für das diesjährige Schützenfest der Bürgerschützengilde Ahsen. Zwar hat er eine Flügelspanne von immerhin 1,80 m, aber neben unbehandelten Holzbrettern und der Größe der Lagerstätte sieht der Vogel fast filigran aus. Doch der Eindruck täuscht. So ist der Vogel so kompakt hergestellt, dass er beim traditionellen Schießen am dritten und damit letzten Tag des Schützenfestes am 28. Mai nicht zu früh von der Stange kippt. Den Ehrenschüssen des amtierenden Königs, des Bürgermeisters oder aber auch der Könige anderer Vereine muss er noch standhalten können, bevor er durch einen Königsschuss entgültig das Zeitliche segnet.

"Das Schießen beginnt um 13 Uhr und es werden die Insignien des Vogels, also das Zepter und die Krone, von den Ehrengästen ins Visier genommen", erläutert Schwab, "zwischen 15 und 15.30 Uhr sollte der Vogel dann aber von dem neuen König zu Fall gebracht worden sein - ansonsten wird es ja ungemütlich."

Damit das Timing stimmt ist die Munition, mit welcher die Königsanwärter auf den Vogel zielen, deutlich stärker als die der Ehrenschützen. "Überwindung kostet es nicht, den Vogel abzuschießen", fügt Schwab hinzu, "schließlich ist das doch der Sinn des Ganzen und beim nächsten Fest gibt es ja einen Neuen."

Zimmerermeister Kai Wenner (30) kann dem nur zustimmen, obwohl er an die 40 Stunden seines Feierabends für die Fertigung des Vogels opfert. Seit Karneval arbeitet er nun an "seinem" Kai II.. Für die Jubiläumsfeier im Jahr 2005 hat er bereits einen Vogel, Kai I., hergestellt. "Ich arbeite nach bestem Gewissen und Können, aber meine genaue Vorgehensweise bleibt geheim." Er verrät lediglich, dass der Adler aus Weichholz wie Tanne oder Fichte hergestellt wird, "härteres Holz wie zumBeispiel Eiche ist nicht geeignet, einen Schuss weich abzufedern. Das Verletzungsrisikio wäre zu hoch."

Auch bei der Bewerbung um das Amt des Königs geht es geheimnisvoll zu: Der Königsanwärter meldet sich in der Mittagspause am Tag des Schießens beim Vorsitzenden.

Im Jubiläumsjahr meldete sich Bärbel Breukmann, deutsche Meisterin im Sportschießen, bei Schwab und nahm als erste Frau am Königsschießen teil.

Der Vogel wird in einer Höhe von etwa sieben Metern den Schüssen des diesjährigen Königs oder auch der Königin ausgesetzt sein- trotz aller Arbeit, die Wenner investiert hat.
Quelle: 11.04.2007 Von Marie C. Halstrick redaktion.vest@waz.de
Foto: WAZ, Dirk Bauer